Schatzstücke

Lebendige Schätze - Gemeindepädagogin in Wernigerode

Wer setzt sich für Gemeindepädagogik ein? Wir haben Frau Klages in Wernigerode besucht.

Die Schätze des Kirchenkreises sind vor allem die MitarbeiterInnen, die sich haupt- und ehrenamtlich einsetzen. Um sie etwas vorzustellen haben wir Interviews mit ihnen geführt. Hier stellt sich Frau Klages vor. Sie ist Gemeindepädagogin im JBZ Wernigerode.

 

Beschreiben Sie bitte Ihr Amt und Ihre Aufgaben im Dienst der Kirche. Warum haben Sie sich dafür entschieden?

Mein „Amt“ besteht hauptsächlich aus der Leitung und Geschäftsführung des Ev. Jugendbegegnungszentrums (kurz JBZ) der Neuen Evangelischen Kirchengemeinde Wernigerode. Hier bilde ich, sozusagen, die Schnittstelle zwischen dem weltlichen und dem kirchlichen Leben. Denn auch „kirchenferne“ junge Menschen sind in unserem Jugendzentrum natürlich herzlich Willkommen. Gespräche über „Gott und die Welt“ ergeben sich da sprichwörtlich von ganz alleine. In diesem Rahmen bin ich für die Planung, Organisation, Durchführung und Nachbereitung von Freizeit-, Bildungs-, Präventions- und Jugendkulturangeboten und deren konzeptionelle Entwicklung und Profilierung zuständig. Darüber hinaus bin ich ebenfalls Teil der gemeindlichen Teenie- und Jugendarbeit.

Entschieden habe ich mich für diese Aufgaben und genau diese Stelle, da ich nach einer Beschäftigung gesucht habe, bei der ich Verantwortung übernehmen und über meine Grenzen hinausgehen kann. (Dass das sowohl auf persönliche als auch auf geografische Umstände zutrifft, ist übrigens Zufall! Denn um zur Arbeit zu kommen, muss ich die Landesgrenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt überfahren 😉)
Außerdem bin ich in der kirchlichen Jugendarbeit groß geworden (wollte also mein Hobby zum Beruf machen), habe darüber meine Bachelorarbeit verfasst und fühle mich dazu in der Lage, die jüngeren Generationen gut zu repräsentieren und ihnen auch zur Seite zu stehen. Und da bin ich nun. Bereit für alles, was noch kommen mag!

 

Geben Sie uns bitte einen Einblick in einen typischen Arbeitstag. Was machen Sie da eigentlich?

Was das Schöne an dieser Stelle ist: Den „typischen Arbeitstag“ gibt es im JBZ eigentlich nicht. Aber jeder Tag besteht aus neuen, ganz unterschiedlichen Erfahrungen, Lernprozessen und Herausforderungen.

Ich selbst bezeichne mich gerne als „eierlegende Wollmilchsau“, da in so einem Jugendzentrum auch viel abseits der pädagogischen Arbeit zu tun ist. Zum Beispiel gibt es Tage, an denen ich viel mit der Grundstückspflege und Gartenarbeit oder mit dem Neugestalten der Inneneinrichtung und dem Sauberhalten des Hauses beschäftigt bin. An anderen Tagen sitze ich viel vor dem PC und kümmere mich um die bürokratischen Abläufe. Und irgendwo dazwischen bleibt noch genug Zeit, um pädagogische Angebote zu planen und den einen oder anderen Plausch mit Besucher*innen zu halten. Viele Angebote konnte ich aufgrund der Situation im letzten Jahr nicht durchführen, dafür habe ich aber viel in petto, wenn es dann wieder richtig losgeht!
Neben dem Angebot der Offenen Tür gibt es auch noch diverse Gruppenangebote, welche jetzt nach den Sommerferien wieder anlaufen. Zum Beispiel unsere Teeny-Gruppe, unser AG-Angebot am Gerhard-Hauptmann-Gymnasium zum Thema „Nachhaltigkeit“ und natürlich unser Konfi-Unterricht.

Was auch jeden Tag dazugehört sind Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit. Zu Letzterem gehört vor allem die Pflege unseres Instagram-Accounts worüber ich die Menschen über Vorgänge im JBZ informiere und teilhaben lasse, aber auch nach Meinungen frage. Dieses Medium war vor allem während des Lockdowns äußert hilfreich, um den Kontakt zur Zielgruppe nicht komplett zu verlieren.

Vielleicht merkt man schon an dieser kurzen Darstellung, dass es hier wirklich niemals langweilig wird. Falls nicht: Es wird wirklich niemals langweilig!

Ansonsten möchte ich repräsentativ für meine Arbeit kurz das Vorwort unserer Konzeption anbringen:

„Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“
                                                                                                                                                - 2.Timotheus 1,7

Vor allem wenn (neue) Herausforderungen anstehen oder unbekannte Situationen bevorstehen, tut es gut, Worte zu hören, die sagen: „Hab keine Angst!“. Denn Gott schenkt den Menschen die nötige Kraft für das, was es zu bewältigen gilt. Er hat die Liebe geschenkt, die einen mit den Mitmenschen und mit ihm verbindet, die einen trägt und Halt gibt, wenn die eigene Kraft gerade nicht ausreicht. Und er hat Besonnenheit geschenkt, die Dinge abzuwägen und das richtige Maß zu finden.

Diese Gaben sollen auch im Evangelischen Jugendbegegnungszentrum (JBZ) zum Tragen kommen und das Grundgerüst der pädagogischen Arbeit bilden, um junge Menschen ohne Furcht auf ihrem Weg durchs Leben mit all seinen Hürden zu begleiten, zu fördern und teilhaben zu lassen.

 

Äußert sich Ihr Christsein in Ihrem privaten Alltag?

Wahrscheinlich bin ich erst durch meinen Alltag so richtig zum Christsein gekommen. Es begann alles mit einem Anruf von Martin Luther. Moment…Martin Luther? Ich kann Ihre Verwunderung nachvollziehen, so reagierte ich auch, als mir mein kleiner Bruder vor 8 Jahren das Telefon in die Hand gedrückt hat. Am anderen Ende der Leitung war der Pastor höchstpersönlich. Nachdem er ein paar Mal verwundert herumgereicht wurde und mit jedem Familienmitglied ein- oder auch zweimal sprechen durfte, fragte er mich, ob ich nicht Lust und Zeit hätte, um als Teamerin mit ins KFS nach Südtirol zu fahren. Und mit meiner Zusage nahm die Geschichte mit mir und der Kirche ihren Lauf. Es ist eine schöne Geschichte mit vielen glücklichen Momenten auf dem Zeltplatz im Harz in Wildemann, in der heimischen Kirche bei der Kinderbibelwoche, bei Seminaren und Fortbildungen der Evangelischen Jugend und letztendlich auch im Kirchenvorstand, in der heimischen Propstei- und Landessynode.

 

Haben Sie einen Lieblingsort und eine Anekdote im Kirchenkreis?

Puh, das ist schwierig, da ich den Kirchenkreis erst seit Oktober 2020 kenne. Beeindruckt war ich sowohl von Wernigerode als auch vom Kloster Drübeck. Aber auch Quedlinburg gefällt mir äußerst gut! Es gibt für mich also noch Vieles zu entdecken und vielleicht schaffe ich es irgendwann, mich für einen Lieblingsort zu entscheiden. Aber besonders gefällt mir, dass ich dort arbeiten darf, wo andere Urlaub machen. Denn wenn man, wie ich, aus Salzgitter kommt, ist auch ein Arbeitstag an einem Ort im Kirchenkreis wie Urlaub!

 

Möchten Sie uns noch etwas Besonderes über Ihr Amt erzählen?

Ich möchte, dass andere junge Menschen das auch erleben, was ich erlebt habe. Wie Kirche mit ihren christlichen Grundwerten auch sein kann. Dass Kirche nicht weh tut und es nicht nur der 9 Uhr-morgens Gottesdienst und, Verzeihung, „langweilige Lesungen“ aus der Bibel sind, die Kirche ausmachen. Sondern auch, und vor allem, Gemeinschaft, Nächstenliebe und, für junge Menschen sehr wichtig, Mitbestimmung!

Durch mein Amt bin ich nochmal mit anderen Möglichkeiten als in meiner ehrenamtlichen Tätigkeit direkt an den jungen und junggebliebenen Menschen dran, um herauszufinden, was sie sich von Kirche wünschen, was sie von ihr denken und was sie bisher erlebt haben. Diese Erwartungen, Träume und Erfahrungen möchte ich nutzen, um die unerlässlichen Entwicklungen voranzutreiben, die es braucht, um auch junge Menschen für die Kirche begeistern zu können und zu erreichen, dass sie, wie ich, „kleben bleiben“. Dass auch sie ihren „Martin-Luther-Moment“ bekommen.

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