ein Fachtext
Zusammenfassung
Ein Fachtext von: Dr. Patricia Strohmaier
Der sogenannte Kana-Krug war ursprünglich eine antike Urne, in der die Asche eines wohlhabenden Mitglieds der römischen Gesellschaft aufbewahrt wurde. Die Herstellung eines glattwandigen, runden Gefäßes aus einem Steinschnitt erforderte technische und handwerkliche Versiertheit und hatte, auch wegen des aus Ägypten stammenden Materials einen hohen Preis. Die Urne gelangte vermutlich als Geschenk Ottos I. oder seiner Nachfolger aus Rom bzw. Italien nach Quedlinburg. Es existiert jedoch keine mittelalterliche Quelle (mehr), in der die Urne als Kana-Krug bezeichnet wird. Dieser Name, gleichzeitig eine Deutung des Gefäßes als Reliquie, ist in nachmittelalterlichen, protestantischen Quellen überliefert. Was die mittelalterlichen Stiftsdamen in dem Gefäß sahen, bleibt offen. Möglich ist, dass sie die Urne aufgrund ihres besonderen Materials und ihrer handwerklichen Perfektion wertschätzten und aufbewahrten.
Groß, glatt und bauchig – der sogenannte Kana-Krug fällt im Vergleich mit berühmten Schatzstücken wie dem Heinrichskamm, dem Servatius-Reliquiar oder dem Äbtissinnenstab durch seine Maße und seine Schlichtheit auf. Das rund 46 cm hohe und fast 40 cm breite Steingefäß ist ganz glatt gearbeitet. Kein Gold- und Edelsteinschmuck, keine Bemalung lenken von der Maserung des Steins ab. Der Deckel und der zweite Henkel sind im Laufe der Zeit verlorengegangen, sodass seine Unvollständigkeit sofort auffällt. Im Gegensatz zu den Reliquiaren im Schatz ist er vollkommen leer. In der Schatzkammer wirkt das Gefäß neben den anderen Objekten mit ihren wertvollen Materialien aus Gold, Silber, Email, Elfenbein und Edelsteinen fast ein wenig fremd. Dennoch handelt es sich um einen überaus kostbaren und seltenen Gegenstand. Aufgrund seiner Datierung ins 1. Jahrhundert n. Chr. ist er auch das älteste eigenständige Objekt des Schatzes.[i] Der folgende Beitrag fragt danach, wie er nach Quedlinburg kam, wofür er diente und welche Funktion er ursprünglich erfüllte.
[i] Der Dionysos-Kopf aus Amethyst am Servatius-Reliquiar wird ebenfalls ins 1. Jahrhundert n. Chr. datiert: Der Quedlinburger Schatz, hrsg. v. Dietrich Kötzsche, Ausst.-Kat. Berlin 1992/1993, S. 52-58, Kat.-Nr. 5, hier S. 52 und 57 (Michael Peter, Dietrich Kötzsche, Antje Krug). Der Katalog bleibt trotz mancher Korrekturen weiterhin das Standardwerk zum Quedlinburger Stiftsschatz. Wichtige Beiträge stammen auch von Arne Effenberger, Provenienzgeschichtliche Probleme des byzantinischen Kunstbesitzes in der DDR, in: Byzantinischer Kunstexport. Seine gesellschaftliche und künstlerische Bedeutung für die Länder Mittel- und Osteuropas, hrsg. v. Heinrich Leopold Nickel, Halle a. d. Saale 1978, S. 171-184 und Johanna Flemming, Byzantinische Schatzkunst, Berlin 1977; Kirchenschatz und Teppichfragmente, in: Die Stiftskirche und die Wipertikirche in Quedlinburg, hrsg. v. Gerhard Leopold und Johanna Flemming, Berlin 1988, S. 30-42.
Was die Quellen offenbaren – und was nicht
Zuallererst muss festgehalten werden, dass es keine mittelalterlichen Quellen (mehr?) über den sogenannten Kana-Krug gibt. Erst in einem Schatzverzeichnis aus der Mitte des 16. Jahrhunderts wird er als „wasserkrug von Cana in Galilea […] mit zwei hängen“ aufgelistet.[i] Das Gefäß, damals noch mit beiden Griffen, wurde also für einen der sechs Krüge gehalten, mit denen Jesus sein erstes Wunder vollbrachte. Als Gast auf einer Hochzeit in Kana, der der Wein ausgegangen war, ließ er die Krüge mit Wasser füllen und wandelte dieses in Wein. Die zweitälteste Erwähnung des Quedlinburger Krugs stammt erst aus einem Reisebericht von 1709. Dort wird erwähnt, dass der zweite Handgriff abgebrochen sei.[ii] Demnach ging er in den etwa 150 Jahren, die zwischen den beiden Quellen liegen, verloren.
Der Gelehrte Fernand de Mély versuchte 1903, alle in Europa und Nahost materiell oder schriftlich überlieferten Kana-Krüge aufzulisten und kam dabei auf eine deutlich höhere Zahl als sechs.[iii] Es scheint, dass die Bezeichnung Kana-Krug gerne für große, meistens steinerne Gefäße in Kirchenschätzen verwendet wurde, für die es keine anderweitige Deutung oder Verwendung gab. Dabei musste de Mély feststellen, dass diese Reliquie an dem Ort, den man seit dem Mittelalter für das biblische Kana hielt, nur in einer spätantiken und einer frühmittelalterlichen Quelle auftaucht.[iv] In den Pilgerberichten über die Kirchen von Konstantinopel, wo fast alle Christus-Reliquien vertreten waren, wird ein Kana-Krug erst im Spätmittelalter erwähnt. Die meisten Quellen über Kana-Krüge, die de Mély fand, stammen wie im Quedlinburger Fall aus der Frühneuzeit, wobei nicht immer klar ist, ob die Bezeichnung auf einer älteren Überlieferung beruht oder eine mehr oder weniger freie Assoziation ist. Eine große Ausnahme davon und das früheste Beispiel ist der Kana-Krug aus dem Marienmünster auf der Insel Reichenau. Erhalten ist nicht nur das Objekt selbst, sondern auch eine Quelle aus der Mitte des 10. Jahrhunderts. Sie berichtet von dem griechischen Adligen Simeon, der im byzantinischen Heer diente und später als Mönch in Jerusalem lebte. Dort stahlen Diebe einen der Kana-Krüge und Simeon machte es sich zur Aufgabe, ihn wiederzufinden. Über verschlungene Wege gelangte der Krug auf die Reichenau, wo Simeon ihn schließlich wiederfand. Er blieb auf der Reichenau und starb als Mönch der dortigen Klostergemeinschaft. Auch wenn der Bericht als Lebensbeschreibung daherkommt, erklärt er in seinem Kern, wie eine bedeutende Christus-Reliquie auf die Reichenau kam – oder das, was man dafür hielt. Der Bericht bestätigt die Echtheit der Reliquie. Der Krug stand ab dem frühen 14. Jahrhundert in einer bemalten Nische des Marienmünsters. Die Wandmalerei stellt den Krug und verkürzt die Hochzeit zu Kana dar. Bei dem Krug handelt es sich ebenfalls um ein antikes Gefäß, allerdings mit geschwungenen Riefeln anstelle einer glatten Wandung, in einer spätmittelalterlichen Goldschmiedefassung.
Eine vergleichbare prominente Quelle fehlt für den Quedlinburger Kana-Krug. Im Vergleich mit dem Reichenauer Krug fällt auf, dass er weder eine Fassung besitzt noch ein besonderer Aufstellungsort für ihn überliefert ist. An dieser Stelle muss der Begriff Kana-Krug kritisch hinterfragt werden: Die Quellen, die das Objekt so bezeichnen, stammen aus nachmittelalterlicher und, noch wichtiger, nachreformatorischer Zeit. Mitte des 16. Jahrhunderts, als das Schatzverzeichnis entstand, war das Quedlinburger Stift bereits protestantisch geworden. Die frühneuzeitlichen Autoren Uffenbach, Kettner, Wineken und Wallmann, die den Krug in ihren Schriften kürzer oder länger beschreiben, beziehen sich auf die Zeit vor der Reformation, wenn sie schreiben, das Gefäß sei in alter Zeit für einen Kana-Krug gehalten worden.[v] Fakt ist, dass wir nicht wissen, wofür die mittelalterlichen Stiftsdamen das Gefäß hielten. Am Gegenstand selbst lässt sich eine Deutung als Reliquie, zum Beispiel anhand einer kostbaren Fassung, nicht ablesen.[vi] Auch ist der Rückblick von protestantischen Autoren des 18. Jahrhunderts auf einen mittelalterlichen Kirchenschatz nicht unparteiisch und neutral. Aus diesem Grund muss hinter diese Bezeichnung ein großes Fragezeichen gesetzt werden.
Hinzu kommt, dass eine so bedeutende Christus-Reliquie in den Quellen, die von den Geschenken Ottos des Großen an Quedlinburg und andere Kirchen berichten, mit Sicherheit erwähnt worden wäre. Die Verknüpfung des Krugs mit Otto dem Großen erfolgte bereits im 18. Jahrhundert. Johann Andreas Wallmann ging 1776 über die bis dahin nur kurzen Erwähnungen des Krugs hinaus und behauptete, der Krug sei ein Geschenk Ottos des Großen gewesen.[vii] Dieser habe mehrere Kana-Krüge entweder aus Italien oder anlässlich der Heirat seines Sohnes Otto II. mit der byzantinischen Prinzessin Theophanu aus Konstantinopel erhalten und sie den Kirchen in Magdeburg, Hildesheim, Köln und Quedlinburg geschenkt. An dieser Herkunftserzählung wird für den Quedlinburger Krug bis heute mit einigem Recht festgehalten. Dabei wird das Gefäß im antiken Rom verortet, nicht im ehemaligen byzantinischen Reich, und neben Otto I. werden auch dessen Sohn Otto II. und Enkel Otto III. in Betracht gezogen. Die drei Herrscher hatten Zugang zu Reliquien und anderen kostbaren Objekten in Italien. So berichtet Thietmar von Merseburg in seiner Chronik, dass Otto der Große aus Italien neben Reliquien auch Marmor, Gold und Edelsteine nach Magdeburg brachte.[viii] Unter den Reliquien, die Otto Magdeburg schenkte, erwähnt Thietmar explizit jene von Mauritius und seinen Gefährten, welche er aus Regensburg erhalten hatte. Otto hatte Magdeburg 968 zum Sitz eines neuen Erzbistums gemacht und stattete die von ihm gegründete Bischofskirche, den Magdeburger Dom, unter anderem mit Säulen aus Ravenna aus. Ähnlich konkret berichtet der Annalista Saxo von den Körpern der Märtyrerinnen Laurentia und Corona, die Otto 962 und 964 aus Rom nach Quedlinburg transferierte.[ix] Wenn der Krug bzw. die Krüge, von denen Wallmann ausging, damals schon als die Wasserkrüge der Hochzeit zu Kana galten, wären sie als bedeutenden Reliquien dann nicht in den Chroniken eigens erwähnt worden?
Von dem Krug in Hildesheim, den Wallmann als weißen Marmor beschreibt, existiert im Hildesheimer Domschatz heute eine Scherbe, allerdings aus rotem Porphyr. Sie hat eine silberne Fassung mit einer Inschrift von 1662, die besagt, dass es sich um ein Stück der Hydria aus Kana handle, die Bischof Bernward von Kaiser Otto III. erhalten und an einem Radleuchter in der von ihm gegründeten Kirche St. Michael aufgehängt habe.[x] Die Quelle, auf die sich diese Aussage stützt, ist eine Passage aus der Lebensbeschreibung Bischof Bernwards von Thangmar. Darin berichtet Thangmar, im Jahre 1002 von Otto III. in Italien ein großes Gefäß aus Onyx erhalten zu haben.[xi] Onyx wiederum hat eine andere Farbe als Porphyr oder Marmor. Ottonische Geschenke in Gefäßform an die Hildesheimer Kirche sind damit nicht auszuschließen; nur liefern die Quelle weniger konkrete Informationen, als aus heutiger wissenschaftlicher Perspektive wünschenswert wäre.
Zum letzten Ort in der Aufzählung von Wallmann: Otto I. soll seinem Bruder, dem Kölner Erzbischof Brun, auch einen Krug geschenkt haben. In der Kölner Kirche St. Ursula, nicht der Bischofskirche, ist ein Gefäß ausgestellt, das dem Quedlinburger Krug ähnlich sieht.[xii] Dazu existiert eine Quelle von 1370, die einen Kana-Krug nennt, den die Äbtissin von St. Ursula vom Kölner Rat zur Nutzung auf Widerruf erhielt.[xiii] Woher der Rat ihn hatte, wird nicht offenbart. Ob er jener Krug ist, den Erzbischof Brun bekam, bleibt offen.[xiv]
Aus den überlieferten Quellen lässt sich demnach schließen, dass die Ottonen Geschenke aus Italien und anderen Orten in für sie wichtige Kirchen übertrugen, jedoch lässt sich kein Nachweis darüber finden, dass darunter Kana-Krüge waren bzw. das, was man dafür hielt. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass das Quedlinburger Gefäß im späteren Mittelalter als Kana-Krug umgedeutet wurde, doch fehlen hier, wie oben ausgeführt, entsprechende Quellen. Auch am Objekt gibt es keine Spuren, wie das beim Reichenauer Kana-Krug mit seiner Goldschmiedefassung und seinem besonderen Aufstellungsort der Fall ist.
So ist festzuhalten, dass mit Blick auf die übrigen Schatzstücke einiges für die Herkunft des Quedlinburger Gefäßes aus einer ottonischen Schenkung spricht. Die Bezeichnung als Kana-Krug geht jedoch auf nachmittelalterliche Quellen zurück, denen zudem die Neutralität gegenüber der alten, d.h. katholischen, Zeit fehlte. Zudem gibt der Gegenstand selbst keinerlei Hinweise auf eine entsprechende Deutung als bedeutende Christus-Reliquie.
[i] Klaus Voigtländer, Die Stiftskirche St. Servatii zu Quedlinburg. Geschichte ihrer Restaurierung und Ausstattung, Berlin 1989, S. 198, Nr. 399. Voigtländer ist eine gründliche Übersicht der Quellen und Forschungsliteratur zur Kirche und den einzelnen Schatzstücken zu verdanken (Kana-Krug: S. 198-199). Siehe auch: Georg Adalbert von Mülverstedt, Über den Kirchenschatz des Stifts zu Quedlinburg. Nebst einigen Nachrichten von den ehemals in den Stifts- und anderen Kirchen der Stadt befindlich gewesenen Altären und von einem dort her stammenden Italafragment, in: Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde 7, 1874, S. 210-263; Hermann Lorenz, Die Schicksale des Quedlinburger Domschatzes, in: Sachsen und Anhalt 6, 1930, S. 227-250. Für eine bis 2015 vollständige Bibliografie zum Kana-Krug siehe: Thomas Labusiak, Kostbarer als Gold. Der Domschatz in der Stiftskirche St. Servatii in Quedlinburg, Dößel 2015, S. 44.
[ii] Uffenbach’s Merkwürdige Reisen durch Niedersachsen, Holland und England, 3 Bde., Frankfurt und Leipzig 1753-1754, hier Bd. 1, S. 131.
[iii] Fernand de Mély, Vases de Cana, in: Monuments et mémoires de la Fondation Eugène Piot 10, 1903, S. 145-170.
[iv] Interessanterweise wird in der vermeintlichen Hochzeitskirche in Kana in Galiläa heute eine Kopie des Quedlinburger Krugs mit einem Foto des Originals gezeigt. Leider konnte trotz mehrmaliger Nachfrage bei den Franziskanern, die die Kirche heute betreuen, nicht geklärt werden, wann und warum die Kopie nach Kana kam.
[v] Friedrich Ernst Kettner, Kirchen- und Reformations-Historie des Kaeyserlichen Freyen Weltlichen
Stiffts Quedlinburg. Quedlinburg 1710; Uffenbach 1753-1754; Johann Kaspar Eberhard Wineken, Antiquarische Anmerkungen über ein altes und schätzbares, in dem Zittergewölbe der hohen Stiftskirche zu Quedlinburg aufbewahrtes Gefäß, Quedlinburg 1761; Johann Andreas Wallmann, Abhandlung von den schätzbaren Alterthümern der hohen Stiftskirche zu Quedlinburg, die mit Anekdoten, besonders der kaiserlichen Familie, erläutert worden, Quedlinburg 1776. Die Parteilichkeit frühneuzeitlicher protestantischen Autoren ist, im Zusammenhang mit dem Gandersheimer Schatz, Thema bei Birgit Heilmann, Aus Heiltum wird Geschichte. Der Gandersheimer Kirchenschatz in nachreformatorischer Zeit, Regensburg 2009, S. 102-106; auf S. 104 erwähnt sie auch Kettners Publikation. Winekens Publikation sticht heraus, da er sich intensiv mit der ursprünglichen Funktion des Krugs beschäftigt und ableiten kann, dass es sich nie um einen jüdisches Wassergefäß gehandelt habe. Er vermutet, dass er als römische Urne diente (S. 149-150), kannte damals jedoch keine entsprechenden Vergleichsbeispiele, die seine Deutung unterstützt hätten.
[vi] Anders ist das zum Beispiel beim fischförmigen Bergkristallreliquiar im Stiftsschatz, das zwischen 125-30 und 1250 eine Fassung aus vergoldetem Silber erhielt, auf der eine gravierte Inschrift angibt, dass die im Reliquiar enthaltene Reliquie, Haar der Maria, durch Kaiser Otto III. ins Stift gelangte: Ausst.-Kat. Berlin 1992/1993, S. 74-75, Kat.-Nr. 11 (Dietrich Kötzsche).
[vii] Wallmann 1776, S. 35-82. Wallmann wiederum bezieht sich auf S. 42 auf Caspar Calvör, Saxonia Inferior Antiqua Gentilis Et Christiana, Das alte Heydnische und Christliche Nieder-Sachsen, Quedlinburg 1714, S. 340, der die Kana-Krüge in Magdeburg, Hildesheim und Köln nennt und auf Martin Zeiller, Itinerarium Germaniae Nov-antiquae, Straßburg 1632, S. 127, der den Magdeburger Krug erwähnt. Zusammenfassung bei Voigtländer 1989, S. 198, Nr. 403.
[viii] Robert Holtzmann (Bearb.), Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und ihre Korveier Überarbeitung (MGH SS rer. Germ. N. S. 9), Berlin 1935, S. 59, Z. 13-14.
[ix] Klaus Nass (Bearb.), Die Reichschronik des Annalista Saxo (MGH SS 37), Hannover 2006, S. 196, Z. 25-27.
[x] Bernward von Hildesheim und das Zeitalter der Ottonen, Ausst.-Kat. Hildesheim 1993, hrsg. v. Michael Brandt und Arne Eggebrecht, 2 Bde., Hildesheim 1993, hier Bd. 2, S. 553-554, Kat.-Nr. VIII-20 (Arne Effenberger).
[xi] Georg Pertz (Bearb.), Vita Bernwardi episcopi Hildesheimensis auctore Thangmaro (MGH SS 4), Hannover 1841, S. 754-782, hier S. 775, Z. 2-3.
[xii] Ausst.-Kat. Hildesheim 1993, Bd. 2, S. 221, Kat.-Nr. IV-53 (Arne Effenberger).
[xiii] Leonard Lennen (Hg.), Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Bd. 4, Köln 1870, S. 602-603, Nr. 501.
[xiv] Calvör 1714, S. 340 nennt den Kana-Krug in St. Ursula im selben Absatz wie jene in Magdeburg und Hildesheim.
Kein Krug, sondern eine römisch-antike Urne
Wenn der Kana-Krug auch keiner war, so macht dies das Gefäß nicht weniger interessant. Inzwischen ist nachweisbar, dass der Quedlinburger Krug zu einer Gruppe von derzeit 130 bekannten römischen Urnen gehört, die zwischen dem 1. Jahrhundert vor und dem 2. Jahrhundert nach Christus, wahrscheinlich in Rom, entstanden sind, als Brandbestattungen üblich waren. Die meisten von ihnen haben eine Gestalt, die von der Forscherin Simona Perna als terrinenförmig bezeichnet wird: eine bauchige Form, zwei Henkel und ein Deckel, den wir uns bei der Quedlinburger Urne dazu denken müssen. Das leicht transluzide Material des Gefäßes ist Travertin oder Kalksinter, in älteren Quellen heißt es Onyxmarmor oder ägyptischer Alabaster.[i] Der letzte Begriff erleichtert die geographische Verortung des Materials. Im alten Ägypten wurde Travertin in verschiedenen Steinbrüchen gewonnen. Man verarbeitete es zu Kanopen (zur Aufbewahrung der Organe von einbalsamierten Mumien) und anderen Gefäßen.[ii]
In der Forschung wurde richtig erkannt, dass das Material des Krugs zwar aus Ägypten stammt, aber seine Form nicht ägyptisch ist, sondern römisch.[iii] Unter Kaiser Augustus, der Ägypten dem Römischen Reich einverleibte, und seinen Nachfolgern erfreuten sich ägyptische religiöse Praktiken wie der Isis-Kult und ägyptische Artefakte großer Beliebtheit.[iv] So gelangten ägyptische Originale nach Italien, zum Beispiel die Obelisken, die heute noch in Rom zu finden sind. Es wurden aber auch Werke angefertigt, die vom ägyptischen Stil beeinflusst waren, zum Beispiel das in der Nähe Roms aufgefundene Mosaik mit einer ägyptisierenden Szene aus der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts nach Christus.[v] In diesem Zusammenhang muss man die Verwendung von ägyptischem Alabaster für römische Urnen sehen, wobei auch andere farbige Steine wie Basalt, Granit und Porphyr zu Urnen verarbeitet wurden. Ein interessantes Beispiel für die Ägyptomanie ist die Urne des Claudius Pulcher, die 1615 in Rom gefunden wurde. Es handelt sich dabei um ein ägyptisches Gefäß aus dem 8. Jahrhundert vor Christus mit einer Hieroglyphen-Kartusche, das für die Asche des Claudius Pulcher wiederverwendet und um eine lateinische Inschrift ergänzt wurde.[vi]
Welche Personen ließen sich in solchen Urnen bestatten? Die Objekte, deren Fundkontext rekonstruierbar ist, weisen auf Mitglieder der römischen Oberschicht hin, in manchen Fällen sogar auf die kaiserliche Familie sowie deren Sklav*innen und Freigelassene.[vii] Aufgestellt wurden die Urnen überwiegend in privaten Grabmonumenten oder in Kolumbarien. An der Via Laurentina wurde 1957 ein Kolumbarium entdeckt, in dem solche terrinenförmigen Urnen standen.[viii]
Im Vergleich mit römischen Marmorurnen, die oft mit Reliefs verziert waren,[ix] wirken die schmucklosen Urnen schlicht, doch steckt dahinter ein beeindruckendes handwerkliches Können. Die Terrinenform der Urnen wurde aus einem Block gewonnen, vielleicht mit Hilfe einer Drehbank. Das Innere könnte mit einem Röhrenbohrer ausgehöhlt worden sein.[x] In diesem Fall handelt es sich um eine technische Neuerung zur Herstellung von Urnen, die eine versierte Werkstatt erforderte. Die Herstellung einer so glatten, makellosen Gefäßwand aus Stein war eine technische und handwerkliche Herausforderung. Es ist bisher unbekannt, ob es eine spezialisierte Werkstatt gab und wenn ja, wo diese angesiedelt war, oder ob mehrere Werkstätten in der Lage waren, solche Urnen herzustellen. Die Fundorte dieser Gruppe von Urnen liegen überwiegend in Rom und Italien, allerdings gibt es auch eine Fundhäufung in der Provinz Gallia Narbonensis, Einzelfunde in den weströmischen Provinzen zwischen dem heutigen Schottland und Libyen sowie in der Provinz Dalmatien.[xi] Da Quedlinburg weit außerhalb der Grenzen des antiken Römischen Reichs lag, ist die Urne kein Bodenfund. Wenn man von der Fundkonzentration in Rom bzw. Latium ausgeht, liegt der Verdacht nahe, dort den Ursprung zu suchen. Und: Es ist davon auszugehen, dass die Quedlinburger Urne in einer Grabplünderung erbeutet wurde! Hier würden sich die Ottonen, die wiederholt in Italien verweilten oder dorthin Feldzüge unternahmen, als diejenigen anbieten, die auch Zugang zu Katakomben bzw. Grabanlagen mit (vermeintlichen) Reliquien erhielten.
[i] Zum Material siehe: Barbara Aston, Ancient Egyptian Stone Vessels (Studien zur Archäologie und Geschichte Altägyptens, Bd. 5), Heidelberg 1994, S. 42-47; Dietrich und Rosemarie Klemm, Calcit-Alabaster oder Travertin? Bemerkungen zu Sinn und Unsinn petrographischer Bezeichnungen in der Ägyptologie, in: Göttinger Miszellen 122, 1991, S. 57-70, hier S. 61-69. Diese Literaturhinweise wurde gefunden in: Simona Perna, The Colours of Death. Roman Cinerary Urns in Coloured Stone, in: Interdisciplinary Studies on Ancient Stone. Proceedings of the IX Association for the Study of Marbles and Other Stones in Antiquity (ASMOSIA) Conference, hrsg. V. Anna Gutiérrez Garcia-M., Pilar Lapuente Mercadal und Isabel Rodá de Llanza, Tarragona 2012, S. 787-800.
[ii] Siehe zum Beispiel eine Kanope aus der Zeit von 664 bis 525 v. Chr. in New York, Metropolitan Museum of Art, Inv.-Nr.30.8.125a, b: https://www.metmuseum.org/art/collection/search/550886 [26.02.2024].
[iii] Die Form ist wiederum von griechischen Gefäßformen, teils mit sakralem Charakter, beeinflusst: Simona Perna, Cinerary urns in coloured Egyptian stone, in: in Penny Coombe, Francis Grew, Kevin Hayward und Martin Henig (Hg.), Roman Sculpture from London and the South-East (Corpus Signorum Imperii Romani, Great Britain, Bd. I.10), Oxford 2015, S. 126-131, hier S. 127. Schon Arne Effenberger bemerkte, dass die Form der Urnen ein Zusammenspiel unterschiedlicher Gefäßtypen war: Ausst.-Kat. Hildesheim 1993, Bd. 2, S. 380, Kat.-Nr. VI-49 (Arne Effenberger).
[iv] Zur römischen „Ägyptomanie“ siehe zum Beispiel: Molly Swetnam-Burland, Egyptian Objects, Roman Contexts. A Taste for Aegyptiaca in Italy, in: Nile into Tiber. Egypt in the Roman World. Proceedings of the 3rd International Conference of Isis Studies, Leiden, May 11-14 2005, hrsg. v. Laurent Bricault, Miguel John Versluys und Paul G. P. Meyboom, Leiden 2007, S. 113-136.
[v] New York, Metropolitan Museum of Art, Inv.-Nr. 45.16.2: https://www.metmuseum.org/art/collection/search/254535 [26.02.2024].
[vi] Paris, Musée du Louvre, Inv.-Nr. N 386: https://collections.louvre.fr/en/ark:/53355/cl010008432 [26.02.2024].
[vii] Dass es sich bei dem Quedlinburger Gefäß um die luxuriöse Urne eines Mitglieds der römischen Oberschicht handelt, hielt bereits Antje Krug in dem Katalog anlässlich der Rückkehr des Quedlinburger Schatzes 1993 fest, aber in der Katalognummer kommt die Bedeutung der Urne in ihrer Entstehungszeit aus Platzgründungen etwas zu kurz. Durch die Untersuchungen von Simona Perna ist diese Gruppe von Gefäßen jedoch erst zu der ihr gebührenden Anerkennung gelangt.
[viii] Ergänzend zu der bereits zitierten Literatur: Simona Perna, Fabri Luxuriae. Production of Coloured Stone Vases and Urns in the Roman Period, in: Interdisciplinary Studies on Ancient Stone Proceedings of the Tenth International Conference of ASMOSIA Association for the Study of Marble and Other Stones in Antiquity, hrsg. v. Patrizia Pensabene und Eleonora Gasparrini, Rom 2015, S. 1021-1030; A Case of Serial Production? Julio-Claudian „tureen“ funerary urns in calcitic alabaster and other coloured stone, in: Strictly Economic? Ancient Serial Production and its Premises (Archaeology and Economy in the Ancient World. Proceedings of the 19th International Congress of Classical Archaeology, Cologne/Bonn 2018, Bd. 20), hrsg. v. Arne Reinhardt, Heidelberg 2021, S. 5-17; What is in a Vase? Materiality and semiotics of cinerary vases in Egyptian stone and vase shapes in Roman domestic and funerary contexts, in: Tangible Religion: Materiality of Domestic Cult Practices from Antiquity to Early Modern Era, hrsg. v. Ria Berg, Antonella Coralini, Anu Kaisa Koponen und Reima Välimäki, Rom 2021, S. 51-75.
[ix] Für Beispiele siehe Friedrike Sinn, Stadtrömische Marmorurnen, Mainz 1987, Taf. 62-63.
[x] Perna Fabri Luxuriae 2015, S. 1023-1024; Perna Serial Production 2021, S. 10-11.
[xi] Perna Fabri Luxuriae 2015, S. 1025-1027; Perna Serial Production 2021, S. 9-10.
Wie wurde die Urne in der Stiftskirche verwendet? Eine offene Frage
An der Urne fehlen nicht nur Spuren einer Fassung, sondern auch Hinweise auf ihre Verwendung. Wenn sie, wie in diesem Beitrag vermutet wird, nicht als Reliquie verehrt wurde, war es möglich, sie anders zu nutzen. Eine gründliche Untersuchung und Restaurierung des Gegenstands steht aus, aber darin gefunden wurden Wachsreste, anscheinend auch solche aus älterer Zeit.[I] Das Material ist, wie erwähnt, leicht transluzid, was sich anhand der Schatzausleuchtung ganz gut erkennen lässt. Eine Kerze könnte darin eine Art Dämmerlicht erzeugt haben, da die Wandung der Urne dünn genug war. Eine Laterne aus einem Steinschliff, in diesem Fall jedoch aus dem ohnehin transluziden (Berg-)Kristall, ist im Inventar des Bamberger Domschatzes von 1127 überliefert.[II] Eine Quelle des frühen 18. Jahrhunderts behauptet dagegen, dass der Krug am zweiten Sonntag nach Epiphanias auf den Altar gestellt und mit Wein gefüllt wurde.[III] Hier ist wiederum Vorsicht geboten, denn die protestantische Quelle bezieht sich auf einen vermeintlich alten, katholischen Brauch. Beide Funktionen sind sicherlich nur temporär möglich gewesen. Ein längerer Gebrauch als Kerzenschale oder als Weinkrug hätten an dem Gefäß deutlichere Spuren hinterlassen, zum Beispiel Ruß oder Verfärbungen.
Die Inschrift an dem bereits vorgestellten Hildesheimer Porphyr-Fragment spricht davon, dass der Krug ursprünglich an einem Radleuchter hing und von dort herabstürzte und zerbrach.[IV] So kam das Fragment zu seiner erklärenden Fassung, um die Erinnerung an den Gegenstand und die Geschichte, die man mit ihm verband, lebendig zu halten. Anscheinend war auch eine solche schmückende Verwendung von Steingefäßen möglich.
Suger (1081-1151), der berühmte Abt des königlichen Begräbnisorts Saint-Denis, schreibt in seinem Werk De rebus in administratione sua gestis unter anderem, dass der Porphyr-Körper der berühmten Adler-Vase einige Zeit in einer Truhe gelegen hatte, bevor er sie mit seiner Fassung für eine Verwendung am Altar ertüchtigte.[V] Natürlich zeigte Suger damit auch, dass er sich um kostbare Schatzstücke in würdiger Weise kümmerte. Dennoch ist denkbar, dass eine so bedeutende Abtei wie Saint-Denis über einen großen Fundus von gestifteten oder geschenkten Kostbarkeiten verfügte, die nicht immer sofort einer Funktion zugeführt wurden.
In diesem Zusammenhang sei ein letzter Blick auf die vielen Objekte im Schatz der Kirche San Marco in Venedig gerichtet, die anscheinend ohne besondere Fassung aufbewahrt wurden. Vielleicht warteten sie als Magazinsammlung künftigen Bedarfs auf eine Zweitverwendung, die sich anscheinend nicht für jedes Objekt fand. Vielleicht präsentierten sie auch eine Art Trophäen- oder Kuriositätensammlung besonderer Gegenstände ohne Zwang zur Zweitnutzung. Solche Gefäße wie die im Schatz der Markus-Kirche in Venedig aufbewahrte sogenannte Urne des Artaxerxes mit ihren viersprachigen Inschriften könnte auch als besonderer Gegenstand mit einer unüblichen Form und in mittelalterlicher Zeit nicht mehr entzifferbaren Schriftzeichen als Kuriosität geschätzt und präsentiert worden sein, ohne dass dafür eine besondere Fassung oder eine christliche Deutung notwendig war.[VI] In der Forschung wird davon ausgegangen, dass diese Urne, die korrekterweise als Vase zu bezeichnen ist, schon in ihrer Entstehungszeit keine andere Funktion als eine dekorative hatte.[VII] Das Material und die Technik – hier kombiniert mit der viersprachigen Inschrift für den persischen Herrscher Artaxerxes I. (465-425 v. Chr.) – waren anscheinend wertvoll genug.
Dass die Quedlinburger Urne nicht nur als ottonisches Geschenk, sondern einfach hinsichtlich ihres Materials und ihrer technischen Komplexität geschätzt worden sein könnte, wird auch deutlich, wenn man die steinschnitttechnischen Möglichkeiten des mittelalterlichen Europas betrachtet. Kleine Bergkristallgefäße wurden durch eine einfache röhrenförmige Bohrung zu Reliquiaren, zum Beispiel das fischförmige Bergkristallreliquiar im Quedlinburger Schatz oder man setzte flache oder leicht konkave Bergkristallplatten in Reliquiare ein wie beim Armreliquiar des heiligen Nikolaus im Halberstädter Domschatz.[VIII] Der Schnitt war gröber oder oberflächlicher, wie zum Beispiel an karolingischen Bergkristallen ablesbar ist, die nur graviert waren.[IX] Einen großen Stein zu einem dünnwandigen Gefäß zu formen, erfordert eine handwerkliche Versiertheit, die innerhalb Europas erst wieder im Spätmittelalter bzw. in der Frühneuzeit erreicht wurde. Aus diesem Grund erfreuten sich hochqualitative „islamische“ Steinschnittarbeiten großer Beliebtheit.[X] Aus diesem Grund erscheint es denkbar, dass die Urne, für die es im christlichen Mittelalter, das nach christlichem Ritus Körperbestattungen erforderte, keinen Bedarf mehr gab, als materielle und technische Besonderheit geschätzt und erhalten wurde. Wo diese Kostbarkeit innerhalb der Kirche des 10. Jahrhunderts präsentiert wurde, ob sie dauerhaft oder nur zu besonderen Anlässen zu sehen war, bleibt offen.
[I] Für diese Information danke ich Elmar Egner, Quedlinburg.
[II] Bernhard Bischoff, Mittelalterliche Schatzverzeichnisse. Erster Teil: Von der Zeit Karls des Großen bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, München 1967, S. 17-19, Nr. 6, hier S. 18, Z. 18. Eine moderne Parallele für die Wechselwirkung zwischen Stein und Licht bieten die Fenster von Sigmar Polke für das Großmünster in Zürich, die sich aus dünnen Achatscheiben zusammensetzen.
[III] Kettner 1710, S. 99.
[IV] Im Hildesheimer Dom erhalten sind die nach ihren Stiftern und Bischöfen benannten Thietmar- (1038–1044) und Heziloleuchter (1054–1079), der erste mit einem Durchmesser von 3,30 Metern und der zweite mit beeindruckenden 6 Metern im Durchmesser. Eine solche Größe ließ das Aufhängen größerer Gegenstände zu. Siehe DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 22(†) (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0002203 und DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 25 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0002504 [25.02.2024].
[V] Abbot Suger on the Abbey Church of St.-Denis and ist Art Treasures, hrsg. und übers. v. Erwin Panofsky, Princeton 1979, S. 79. Für eine Abbildung der Adlervase (Musée du Louvre, Paris, Inv.-Nr. MR 422) siehe: https://collections.louvre.fr/ark:/53355/cl010113063 [26.02.2024].
[VI] Ägypten, 465-425 v. Chr., Venedig, San Marco, Inv.-Nr. Tesoro 36: Il tesoro e il museo (Il tesoro di San Marco, Bd. 2), Kat. Venedig, hrsg. v. Hans R. Hahnloser, Florenz 1971, S. 5 Kat.-Nr. 1 (Kurt Bittel). Eine Abbildung findet sich hier: http://www.meravigliedivenezia.it/it/oggetti-virtuali/TSM_001.html [06.03.2024]. Daneben gibt es im Schatz von San Marco noch weitere Gefäße römischen, byzantinischen oder ägyptischen Ursprungs, die wie die Vase keine Montierung oder Fassung aufweisen: Kat. Venedig 1971, S. 5-6, Kat.-Nrn. 2-5 (Georges Posener). Schon das mittelalterliche Schatzverzeichnis der Markuskirche von 1325 zählt verschiedenen Gefäße auf, die anscheinend ohne Fassung aufbewahrt wurden, zum Beispiel „Vascula duo, unum de calcedonio, alterum de sardonia, inornata, sine auro et argento.“ – Zwei Gefäße, das eine aus Chalcedon, das andere aus Sardonyx, ungeschmückt, ohne Gold und Silber“: Rodolfo Gallo, Il tesoro di San Marco e la sua storia, Venedig 1967, S. 278, Nr. 17. In Berlin existierte ebenfalls eine Artaxerxes-Vase: Max Burchardt, Datierte Denkmäler der Berliner Sammlung aus der Achämenidenzeit, in: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 49, 1911, S. 69-80, hier S. 74-77.
[VII] Kat. Venedig 1971, S. 5 Kat.-Nr. 1 (Kurt Bittel).
[VIII] Ausst.-Kat. Berlin 1992/1993, S. 74-75, Kat.-Nr. 11 (Dietrich Kötzsche); Der heilige Schatz im Dom zu Halberstadt, hrsg. v. Harald Meller, Ingo Mundt und Boje Hans Schmuhl, Regensburg 2008, S. 104, Kat-Nr. 24 (Martina Junghans).
[IX] Sog. Lothar- oder Susanna-Kristall, Lothringen (?), 855-869, British Museum, London, Inv.-Nr. 1855,1201.5: https://www.britishmuseum.org/collection/object/H_1855-1201-5 [26.02.2024].
[X] Verwiesen sei auf Marcus Pilz, Transparente Schätze. Der abbasidische und fatimidische Bergkristallschnitt und seine Werke, Darmstadt 2021. Ein berühmtes Beispiel ist die Kanne des Kalifen al-ʿAzīz biʾllāh (975-996), Venedig, San Marco, Inv.-Nr. 124: http://www.meravigliedivenezia.it/it/oggetti-virtuali/TSM_088.html [26.02.2024]. Siehe dazu auch: The Treasury of San Marco, Ausst.-Kat. New York, Metropolitan Museum of Art, hrsg. v. David Buckton, Mailand 1984, S. 116-221, Kat.-Nr. 31 (Daniel Alcouffe).
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